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VERANSTALTUNG

Der NSU-Komplex– Film als Therapie

Filmscreening & Diskussion mit Henrike Naumann (Künstlerin, Berlin) und Soleen Yusef (Regisseurin, Berlin/Ludwigsburg)
Moderation: Carsten Möller (Filmemacher, Leipzig)
Mittwoch, 9.04.2014, 20 Uhr

Durch den Tod von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos und den von Beate Zschäpe verursachten Brand im Zwickauer Stadtteil Weißenborn erfuhr die breite Öffentlichkeit am 4. November 2011 von der Existenz des rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Unter dem Deckmantel eines bürgerlichen Lebens planten und verübten sie jahrelang unbehelligt Bombenanschläge, Banküberfälle und Morde, ohne dass Geheimdienst und Polizei eingriffen. Seit über zwei Jahren läuft die parlamentarische, journalistische und juristische Aufarbeitung ihrer Taten. Dabei wurden Fragen nach Motiven und Schuld, Tarnung durch Unterstützer, Versagen und stille Duldung der Behörden gestellt– viele ohne befriedigende Antworten zu finden. Während das umfassende Geständnis ausbleibt, sind Unklarheiten, Unbehagen und Trauer unbewältigt.

In einer Gesprächsrunde mit ausgewählten Filmscreenings gehen Henrike Naumann und Soleen Yusef der Frage nach, ob das künstlerische Mittel des Films– der gestalteten Re-inszenierung - zur Aufarbeitung von Scham, Schande und Entsetzen beitragen kann? Für die Künstlerin Henrike Naumann war die Aufdeckung der Verbrechen ein gravierender Einschnitt in ihre Beziehung zu ihrer Heimatstadt Zwickau. Fragen nach dem Entstehen und gleichzeitigem Verbergen des deutschen Rechtsterrorismus stehen seitdem im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit, wie die preisgekrönte Videoinstallation „Triangular Stories“ (2012) und „Unbetitelt“ (2013). Auch Soleen Yusef, Filmemacherin aus Berlin, hat sich als Regisseurin des Films „Der NSU-Prozess“, der als Gemeinschaftsprojekt des Süddeutsche Zeitung Magazins, der UFA Fiction, der Filmakademie Baden-Württemberg und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg entstand, intensiv mit den Hintergründen des NSU-Terrors auseinandergesetzt. Der Film basiert auf einer szenischen Lesung von Akten des laufenden Prozesses gegen Beate Zschäpe und das NSU-Unterstützerumfeld.
Beide Filmemacherinnen diskutieren mit dem Leipziger Filmemacher Carsten Möller in einer Gesprächsveranstaltung, welchen Beitrag Film und Kunst leisten können, das Ungeheuerliche zu bearbeiten.

STUDIOPROGRAMM

Nam Jinu - Neuer Residenzkünstler aus Südkorea

April bis Mai 2014

Nam Jinu ist ein südkoreanischer Maler, der in Seoul an der Hong-ik University Bildende Kunst studierte. Seit Anfang April ist er Gastkünstler in der HALLE 14 und wird dort bis Ende Mai in einem Studio arbeiten. Nam Jinu benutzt für seine Bilder Bleistift, Buntstift oder Acryl auf Papier oder Leinwand. Seine Motive sind Clowns, die sogenannten „Clown Squids“ und „Squid Clown Gentleman“. Die „Clown Squids“ haben häufig Tentakeln wie Tintenfische, große Augen, einen Mund, der bis zu den Ohren reicht und sind in leuchtende, knallige Farben getaucht. Nach Aussage des Künstlers verkörpert der „Squid Clown Gentleman“ sein Alter Ego. Die „Clown Squids“ sind Elite-Truppen in Nam Jinus fiktionalem Königreich und dienen ihrem Schöpfer, dem „Squid Clown Gentleman“. Letzterer hat Menschengestalt, trägt einen schwarzen Anzug und Hut, ein weiß geschminktes Gesicht und einen großen, roten Mund wie ein Joker.

„Diese seltsame Welt ist eine Bühne voller Komödie und Satire über die ‚wirkliche’ Gesellschaft, die Identitäten von Individuen und kulturellen Tragödien formt.“ (Nam Jinu)

Die bunten, fantastischen Bilder sind sein Weg, sich auch in der „realen“ Welt zurecht zu finden.

AUSSTELLUNG: SAVE THE DATE

Does Humor Belong in Art?

Internationale Gruppenausstellung der HALLE 14

Eröffnung: 3. / 4.05.2014; Frühjahrsrundgang der Spinnerei-Galerien
Dauer: 3.05. - 6.07.2014
Die Künstler: Tymek Borowski (PL), Jannicke LÃ¥ker (NO), Yoshua Okón (MX), Egill Sæbjörnsson (IS), Bob and Roberta Smith (GB), Young-Hae Chang Heavy Industries (KR)

Die kommende internationale Gruppenausstellung beschäftigt sich mit dem Thema Humor. Humor als Ausdrucksform, Kulturprodukt, Kontaktmedium und Gemeinschaftsbildner, Existenzgrundlage alles Zwischenmenschlichen und Leidabwehrstrategie des Seelenlebens ist elementar und universal, entlastend und entwaffnend, unbestimmt und kryptisch, stimulierend und verführerisch, seltsam und schwer zu analysieren.
Humor ist Erlöser, Ermöglicher, Mutmacher, Trost und, wenn klug eingesetzt, Schutzschild und Waffe zugleich, ein Instrument, das uns erlaubt, über Leiderfahrung, Missstände und Todesfurcht zu triumphieren, der finale Rettungsring, wenn Zweifel, Skepsis und Ausweglosigkeit drohen.
Oft findet Humor seinen Ausdruck in der Kunst durch die Überlagerung von visueller und sprachlicher Ebene oder Wortspiele, die Spiegelung des eigenen (Gesellschafts)Systems oder Kontextverschiebungen, das Umkehren von Sinn, Logik und gesundem Menschenverstand oder durch das Kollidieren verschiedener Wertesysteme, Alltagsrealitäten und Vorstellungen. Dem zeitgenössischen Künstler, der sich des Humors bedient und mit den strategischen Mitteln der Andeutung oder Übertreibung, Albernheit oder Parodie, Irritation oder Ironie alle festen Rollen und Einstellungen, Normen und Verpflichtungen dementiert, ist diese Ausstellung mit sechs Positionen gewidmet.
Kann im Humor, auch dem in der Kunst, eine gesellschaftliche oder politische Sprengkraft verborgen liegen? Gibt es eine größere Macht als die des Lachens? Welchen Platz nimmt der Humor in der gegenwärtigen Kunstpraxis ein? Gehört Humor zur Kunst?
Im Rahmen der Ausstellung wird der Bremer Lachforscher Rainer Stollmann einen Vortrag (14.05.) halten und der Berliner Künstler Thomas Kapielski (11.06.) aus seinen Werken lesen. Die eigene humoristische Erzählkunst wird man zu Simon Oakeys Spieletunier (11.06.) unter Beweis stellen können und jeden Freitag regelmäßig Lachyoga mit Antje Hellriegel trainieren. Auch die Kunstvermittlung wird Führungen, Kurse und Workshops anbieten. 
Die Künstler und ihre ausgestellten Werke werden im kommenden Newsletter ausführlich vorgestellt.   

BIBLIOTHEK

DIE Art-Zines-Sammlung

Seit 2010 ist die Kunstbibliothek der HALLE 14 im Besitz von über 300 Artzines. Die umfangreiche Sammlung entstammt der Ausstellung „THANKS FOR SHARING!“, die vom 7. bis 30. Mai 2010 im D21 Kunstraum Leipzig gezeigt wurde. Künstlerinnen und Künstler, die zu dem Zeitpunkt regelmäßig Zines herausgaben, wurden von Regine Ehleiter über einen weltweiten Open Call vor der Ausstellung aufgefordert, ihre Exemplare für die Ausstellung einzureichen. Im Anschluss ging diese einzigartige Sammlung in den Bestand der HALLE-14-Bibliothek über.

Hintergrund: Der Begriff Zines leitet sich vom englischen Wort „magazine“ ab. Neben den Artzines, in denen das Künstlerische im Vordergrund steht, gibt es eine große Bandbreite anderer Genres, etwa Fanzines aus dem Bereich der Musik und Subkultur, Literary Zines, Personal Zines oder Do-it-yourself-Zines. Da diese Kategorien fließend ineinander übergehen, ist eine genaue Abgrenzung zwischen den Genres nur bedingt möglich. Artzines sind von Künstlerinnen und Künstlern– allein oder im Kollektiv– konzipierte und gestaltete Publikationen, die meist in Heftform erscheinen, aber nicht zwingend gebunden sind. Zumeist werden sie in unregelmäßigen Abständen in Kleinstauflagen von Künstlerinnen und Künstlern selbst– ohne Zusammenarbeit mit einem Verlag– veröffentlicht. Im Gegensatz zu kommerziellen Magazinen aus dem klassischen Zeitschriftenmarkt sprechen Zines Leserinnen und Leser und häufig auch Themen außerhalb des Mainstreams an. Diese besonderen Publikationen in der Kunstbibliothek werden nun katalogisiert und erschlossen und sind demnächst auch im Bibliothekskatalog über die HALLE-14-Homepage recherchierbar. Zudem werden die Zines im Freihandbereich der Bibliothek zukünftig attraktiver für die Nutzer zum Stöbern, Blättern und zur Inspiration präsentiert. Die Artzines-Sammlung wird weiter ausgebaut. Daher sind nach wie vor Künstlerinnen und Künstler eingeladen, der HALLE-14-Bibliothek ihre neusten Zines zuzuschicken.